Pastor in Betlehem »Der Bischof sagte, wir bleiben hier, auch wenn wir sterben werden«

Bei einem israelischen Luftangriff sind in einer Kirche im Gazastreifen Christen ums Leben gekommen. Der palästinensische Pastor Mitri Raheb spricht über die Situation der Gläubigen vor Ort – und über seine Hoffnung.

 

Seit dem brutalen Massaker der Hamas vor drei Wochen hat Israel den Gazastreifen komplett abgeriegelt und bombardiert das Gebiet täglich. Während die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis eskalieren, nehmen auch Spannungen zwischen Juden und Muslimen zu. Im Gazastreifen lebt eine christliche Minderheit.

Der palästinensische Pastor Mitri Raheb aus Betlehem setzt sich seit Jahren für den Frieden ein. Im Interview spricht er über seine Glaubensbrüder im Gazastreifen und die Situation in Betlehem, das die israelische Besatzungsmacht ebenfalls abgeriegelt hat.

SPIEGEL: Herr Raheb, die von Ihnen gegründete Dar-al-Kalima-Universität in Betlehem hat auch Mitarbeitende im Gazastreifen. Wie geht es ihnen?

Raheb: Ja – es ist die einzige Universität im Westjordanland, die auch ein Programm im Gazastreifen hat. Wir haben an unserem Institut drei feste Mitarbeiter und etwa 120 Studenten. Wir unterrichten Musik, bildende Kunst, Malerei, Skulpturen, wir haben auch eine Galerie – die Leute sind immer verwundert, wenn sie so etwas hören über Gaza. Vor dem Krieg gab es da Ausstellungen und Kulturveranstaltungen. Die Situation ist schlimm, die Bombardierungen sind offensichtlich willkürlich. Das Viertel, wo das Haus unserer Institutsleiterin steht, Tel al-Hawa, wurde dem Erdboden gleichgemacht. Sie ist mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in den Süden geflohen. Ich schaue jeden Tag am Morgen zuerst auf mein Handy und warte auf eine Nachricht, um zu sehen, ob sie noch lebt. >>Read More